Pressetext zur Ausstellung "marc adrian", 13. März bis 26. April 2003 „Plastik, Malerei, Op-Art, Computerkunst, konkrete Poesie sind die Ausgangspunkte in Adrians Kunstschaffen, das sich heute im Produzieren von Kunstfilmen unterschiedlichster Ausprägung fokusiert.“ (Otto Mörth) Das Prinzip der Bewegung und Verwandlung, des Zufalls als Versuchsfeld künstlerischer Provokation, durchzieht Adrians Werk wie ein roter Faden. Es begegnet uns nicht nur im Film und der Fotografie, sondern auch in seinen Mobiles, Hinterglas-, Spiegelmontagen, Computergrafiken und -texten, von denen diese Ausstellung repräsentative Beispiele aus seiner frühen Schaffensperiode zeigt. Schon 1955, also noch vor dem Aufkommen der Op Art, bzw. den Werken ihres bekanntesten Vertreters Vasarely, bringt der ehemalige Wotruba Schüler Marc Adrian in Oslo mit seiner ersten Hinterglasmontage ‚a1’ Bewegung ins starre Tafelbild. Setzt Calder die Farbflächen Mondrians durch Spielteile seiner Mobiles im dreidimensionalen Raum in Bewegung, so erzeugt diese Marc Adrian mittels Linsenbrechung von Industrieglas im zweidimensionalen Bild. Jeder Grundkomposition entsprechen unendlich viele Variationen und Bewegungsabläufe, die der Betrachter durch seine eigene Standortveränderung hervorruft. „Die Montagen realisieren die reale Zeiterfahrung wie der Film. Sie sind auf Überwindung der traditionellen Unikaterwartung angelegt und verlegen den künstlerischen Ausweis vom autonomen Bild auf den Rezipienten, der den Sinn der optischen Materialvorlage erst konstituieren muss und damit als Produzent und Realisator des wahrgenommenen Bildes gefordert ist.“(Peter Gorsen). „Marc Adrians epochales Verdienst war es damals mit jeder Determination der Bildbetrachtung gebrochen zu haben“ – nach seinen eigenen Worten: „ein Element vorausgeplanter Unbestimmtheit in die Betrachtung der Malerei zu bringen, ohne die Absicht einer bestimmten, überlegten Komposition aufgeben zu müssen.“ (John Hardley) Seit 1961 gehörte Marc Adrian der Gruppe ‚ZERO’ um Piene, Mack und Uecker an, die sich mechanistischer Mittel und natürlicher Formprozesse wie Feuer, Licht und physikalischer Farbeffekte bediente, um die subjektive, handschriftliche Geste des traditionellen Künstlers zu überwinden. Die positivistische Gesinnung dieser internationalen Gruppe kam den Absichten Adrians sehr entgegen. Die formale Verwandtschaft der vibrierenden ‚Lichtreliefs’ aus gestanzten Aluminiumblechen von Mack mit einigen schwarz-weißen Hinterglasmontagen der sechziger Jahre ist unverkennbar. Auch die Gruppe ‚neue tendenzen’, deren Ausstellungsaktivität zwischen 1961-69 bereits in die Blütezeit der Op Art überleitete, verzeichnete Adrian als Gründungsmitglied. Die 1965 von William C. Seitz organisierte, die eigentliche Op Art-Ideologie begründende Ausstellung ‚The Responsive Eye’, die im MOMA in New York stattfand, griff auf die Exponenten der ‚nouvelle tendence’ und ‚ZERO’ Gruppe zurück. Das um amerikanische Künstler erweiterte internationale Spektrum des optischen Kinetismus hatte die erklärte Absicht ‚to dramatize the power of static forms and colors to stimulate dynamic psychological responses.’ In der von Seitz postulierten ‚non objective perceptual and mechanical movement’ war Adrian mit seiner Hinterglasmontage k7 neben ‚kinetischen Strukturen’ von Stella, Agam, Vasarely und Riley vertreten, insgesamt Künstler, die die Überwindung des Mythos vom individuellen Künstler-Schöpfer durch die technisch und physiologisch begründete Selbstbewegung des Kinetischen Bildes demonstrieren wollten.“(Peter Gorsen). Sein Kunstmodell hat Marc Adrian nicht zufällig am konsequentesten im Filmmedium demonstrieren können, das die einmalige, unwiederholbare „auratische“ Erscheinungsform der Kunst prinzipiell überwunden hat. Er nützt die im Film ursprünglich angelegte Möglichkeit, als kinetische Kunst frei von narrativen Inhalten zu existieren. Ihn interessieren Formen, Strukturen, Relationen, Abläufe. „Seine Filme bedeuten nichts, sie verweisen nicht auf eine Realität außerhalb ihrer selbst, sondern immer nur auf sich selbst zurück. Sie sind absolutes Kino, wie es von der Avantgarde seit Stummfilmzeiten immer wieder angestrebt und ausprobiert wurde.“ (Thomas Rothschild) Die Galerie stellt an vier Samstagen eine Auswahl seiner Filme aus den Jahren 1957 bis 1971 vor. In den ersten Filmen, die 1957 bis 1959 entstanden sind, steht der Versuch der „Gestaltung einer kinetisch visuellen Situation mit monochromen Farben, Texten und iterativen Folgen“ im Vordergrund. (Hermann J. Hendrich) In den frühen 60er Jahren setzt Adrian als erster Europäer den Computer zur Herstellung von Filmnegativen ein und kann so das Bedeutungsspektrum der Filmbilder erweitern. Mit „Theoria“ 1971, dem letzten Film der Präsentation, „gelingt ihm einer seiner schönsten Filme, in dem Gedanken, Erinnerungen, erotische Phantasien und Emotionseindrücke in einer 35 min. langen, äußerst dichten Folge zusammengefügt worden sind“ (Hendrich). Marc Adrian zählt neben Peter Kubelka, Ferry Radax und Kurt Kren zu den international bedeutendsten Experimentalfilmern seiner Generation. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog |